signet von  der Gemeinde Möglingen

Julia Penner

Penner

Vladia Wild

Wild

Die Bürgermeisterin im Gespräch

mit Julia Penner, Leitung Naturgruppe Knallfrösche

und Vladia Wild, Leitung Naturgruppe Leudelsbächle

Stellen Sie sich bitte kurz persönlich vor:

Julia Penner: Ich heiße Julia Penner und bin nun seit 2 Jahren im pädagogischen Bereich bei der Gemeinde Möglingen angestellt. Ursprünglich bin ich nach Möglingen gezogen, um als Jugendreferentin im CVJM zu arbeiten, dann habe ich Grundschullehramt studiert und nun arbeite ich im Naturkindergarten.

Vladia Wild: Ursprünglich komme ich aus Rumänien (Siebenbürgen) und wohne seit 1996 in Möglingen. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Bei der Gemeinde Möglingen bin ich seit 20 Jahren beschäftigt. Zusätzlich zu meinem Beruf als Erzieherin, war ich auch jahrelang als Schwimmlehrerin tätig. In dieser Zeit habe ich vielen Kindern (ca. 1.000) aus Möglingen und Umgebung das Schwimmen beigebracht. Seit Dezember 2019 habe ich die Leitung der Naturgruppe Leudelsbächle übernommen. Wichtig war meinem Team und mir, den Naturkindergarten kunststofffrei zu halten. Das haben wir geschafft, auch dank der Gemeinde Möglingen.

Was ist das Besondere an einem Naturkindergarten?

Julia Penner: Die Kinder halten sich überwiegend in der Natur auf und spielen mit den Dingen, die sie in der Natur finden. Dann wird ein Ast eine Bohrmaschine, ein Schneckenband eine Schaukel im Baum oder Holzlatten werden für Parcours oder Häuser benutzt. Es werden Beete angelegt, Blätterschlachten veranstaltet oder beim ersten Schnee Zugpferd mit den Schlitten gespielt. Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn man den ganzen Tag in der Natur verbringt.

Vladia Wild: Das Besondere an einem Naturkindergarten ist, dass wir mit den Kindern nur draußen sind, bei jedem Wetter. Wir erleben die Jahreszeiten und die Veränderung der Natur mit allen Sinnen. Die Natur ist die größte „Turnhalle“ der Welt, es gibt viele Bewegungsmöglichkeiten, aber auch Orte der Ruhe und Entspannung. Die echte Begegnung mit der uns umgebenden natürlichen Welt ist der Grundbaustein für ein gesundes Heranwachsen. In der Natur finden die Kinder die geeignete Umgebung für eine ganzheitliche Entwicklung und Bildung, wo natürliches Lernen stattfindet. Kinder sind neugierig und wollen die Welt entdecken, an Herausforderungen wachsen, Abenteuer erleben, ihren Bewegungsdrang ausleben, Freude und Entspannung erleben, Erkenntnisse gewinnen, Kompetenzen entwickeln. Und die Vielfalt der Natur bietet hierfür unzählige Möglichkeiten.

Warum haben Sie sich für die Leitung eines Naturkindergartens entschieden?

Julia Penner: Das Naturkonzept lässt nicht nur die Kinder, sondern auch mich selber aufblühen. Außerdem bereitet es mir Freude, den Kindern mit Hilfe des beruhigenden Umfeldes „Natur“ Räume zu schaffen, um die Persönlichkeit und die Entwicklung der Kinder zu erweitern und zu stärken.

Vladia Wild: Dazu möchte ich erwähnen, dass wir als eingespieltes Team die Naturgruppe eröffnet haben. Frau Nietzel, Frau Wolf und ich arbeiten seit über 10 Jahren zusammen. Durch das Wechseln in die Naturgruppe, hatte sich ergeben, die Leitung der Naturgruppe zu übernehmen. Diese Herausforderung habe ich sehr gerne angenommen. Die Entscheidung überhaupt in einem Naturkindergarten zu arbeiten, war eine von meinen besten Entscheidungen in meinem Leben. Die Arbeit mit den Kindern in der Natur, gibt einem sehr viel.

Welche Einstellung müssen Eltern mitbringen, um gut in einem Naturkindergarten aufgehoben zu sein?

Julia Penner: Dreck und Feuerrauchgestank gehören zu unserem Alltag dazu. Deshalb sehen wir nach einem Tag im Naturkindergarten manchmal dementsprechend aus und riechen nach Rauch. Dafür benötigt es Offenheit seitens der Eltern.

Die Kinder nehmen intensiv die Jahreszeiten und die Veränderungen in der Natur wahr, entdecken Pflanzen und Tiere und unterstützen diese beim Wachsen. Somit ist die Natur auch unser Erzieher und unterstützt uns in unserer Entwicklung.

Vladia Wild: Wünschenswert wäre, wenn die Eltern sich mit dem Naturkonzept auseinandersetzen und dahinterstehen. Sie sollten sich bewusst machen, was es heißt den ganzen Tag draußen zu sein. Dazu gehört es mal patsch nass zu sein, Kälte oder Hitze zu erleben, oder morgens im Dunkeln anzukommen. Auch die passende Kleidung gehört dazu.

Was macht ein Naturkindergarten mit den Ihnen anvertrauten Kindern?

Julia Penner: Der Kindergarten bietet den Kindern die Möglichkeit und einen geschützten Raum, sich selber mit Hilfe der Natur kennen zu lernen und zu wachsen. Besonders lernen die Kinder ihre körperlichen Stärken und Schwächen kennen und haben die Möglichkeit, in diesem Bereich zu wachsen. Zudem unterstützt es die Kreativität und fordert diese jeden Tag neu heraus.

Vladia Wild: Der Naturkindergarten macht die Kinder ausgeglichen, entspannt, meiner Meinung nach glücklich. Die Natur und das Draußen spielen mit Sand, Steinchen, Gras, Stöcke, Wasser oder Matsch steigert die Kreativität der Kinder. Wir geben den Kindern die Zeit, die sie brauchen um Naturerfahrungen zu sammeln, Ideen zu planen und diese umzusetzen. Dabei erfahren diese auch unsere Unterstützung.

Wie sieht ihr Alltag aus? Auch bei schlechtem Wetter?

Julia Penner: Wir verbringen den ganzen Tag draußen, auch bei „schlechtem“ Wetter. Was ist denn schon schlechtes Wetter? Die Kinder matschen in der Matschküche, buddeln in der Erde, bauen Häuser aus Paletten und Holzlatten, rechen Blätter zusammen und transportieren diese mit Schubkarren, klettern auf Bäumen, schnitzen aus Stöckern verschiedene Spielsachen und vieles mehr. Mal wird über dem Feuer gekocht, ein andermal die Umgebung mit den Obstbäumen, Feldern und Spielplätzen unsicher gemacht und an einem anderen Tag versorgen wir die Tiere vom Abenteuerspielplatz.

Vladia Wild: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung – das gilt auch für uns in der Naturgruppe. Die Kinder sind auch bei Schnee, Sturm, oder Regen draußen. Es macht ihnen überhaupt nichts aus. Sie springen in den Pfützen, bauen Staudämme, retten Regenwürmer aus dem Wasser, kochen mit Schnee, sammeln Eisschollen, waschen Blätter und die gesammelten Naturmaterialien mit Regenwasser usw.

Bei ganz schlechten Bedingungen haben wir die Möglichkeit in unseren schönen Bauwagen Schutz zu suchen.

Was wünschen Sie sich?

Julia Penner: Ich freue mich jeden Tag über die fröhlichen Kinder und Eltern, die uns und das Konzept unterstützen und wünsche mir, dass Möglingen weiterhin offen bleibt für dieses Konzept und es sich weiter entfalten kann.

Vladia Wild: Ich wünsche mir, mit den Kindern weiterhin die Schönheit der Natur, während den Jahreszeiten zu erfahren und die Entwicklung der Kinder dank dieser Naturerfahrungen zu erleben und zu fördern. Schön wäre es auch, wenn immer mehr Naturgruppen entstehen, da dieses Konzept das Leben der Kinder bereichert.