Die Bürgermeisterin im Gespräch mit
Ninja Benz, stv. Leiterin Bibliothek,
und Wolfgang Kelm, Leiter Bibliothek
Stellen Sie sich bitte den Möglingern kurz persönlich vor:
Wolfgang Kelm (Diplom-Bibliothekar): Nach einer ersten beruflichen Station in der Otto-Rombach-Bücherei in Bietigheim-Bissingen bin ich seit Dezember 1988 Bibliotheksleiter in Möglingen.
Ninja Benz (Diplom-Bibliothekarin): In meiner Kindheit und Jugend war ich regelmäßige Nutzerin der Bücherei in der Zehntscheuer. Nach meinem Studium habe ich u.a. 10 Jahre als Kinder- und Jugendbibliothekarin am Bodensee gearbeitet. Seit 2018 bin ich als stellvertretende Bibliotheksleitung in Möglingen tätig und unter anderem für die Kooperation mit den Kindergärten und Schulen zuständig. Kinder und Jugendliche fürs Lesen zu begeistern liegt mir besonders am Herzen.
Was bietet die Möglinger Bibliothek?
Die Bibliothek bietet mit 31 Öffnungsstunden an 5 Wochentagen für jedes Alter Bücher, Zeitschriften, Tageszeitungen und Medien zum Lesen, Hören, Anschauen und zum Spielen. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen finden vor allem im Kinderbereich statt. Zum Aufenthalt in der Bibliothek gibt es Lese-, Lern- und Arbeitsplätze, sowie eine kleine Caféteria, eine Bilderbuchinsel und einen Bereich für größere Kinder und Jugendliche. Darüber hinaus können mit dem Bibliotheksausweis E-Medien aus der Onleihe des Landkreises Ludwigsburg entliehen werden.
Warum sind Sie gerne Leitung der Bibliothek?
Wolfgang Kelm: Ich habe Freude am Umgang mit Literatur und mit Menschen. Freundliche Menschen, die die Einrichtung besuchen, und ein klasse Bibliotheksteam in einer schönen Bibliothek sind die Pluspunkte.
Ninja Benz: Die Aufgaben in einer Bibliothek sind vielfältig und abwechslungsreich. Der Kundenkontakt, die Führungen mit Schulklassen und Kindergärten, das Umsetzen eigener Ideen machen Freude.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Zum Berufsalltag gehört die laufende Sichtung der Neuerscheinungen des Buchmarkts und aller für uns relevanten Medien, um die geeignete Auswahl zu treffen. Ebenso wichtig ist die regelmäßige Aussonderung alter Bücher und Medien, um das Angebot frisch und ansprechend präsentieren zu können. Veranstaltungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Planung und Durchführung von Aktionen und Bibliotheksführungen gehören ebenso zum Alltag wie Auskunft und Beratung der Leser. Leitungsaufgaben sind Organisations- und Verwaltungstätigkeiten, die Kommunikation mit den zahlreichen Kooperationspartnern der Bibliothek sowie die Vermittlung von Nutzungsgrundlagen der Einrichtung.
Im digitalen Zeitalter wird behauptet, Bibliothek sei ein Auslaufmodell? Was entgegnen Sie? Wie stellen Sie die Bibliothek zukunftsfähig auf?
Die Entwicklung unserer und auch vieler anderer Bibliotheken widerlegt diese Behauptung. Auch im 5. Jahr nach der Eröffnung geht es mit der Bibliothek weiter aufwärts. Unsere Nutzungszahlen steigen, weil die Einrichtung für viele attraktiv ist. Mehr als 100 Besucher pro Tag sind keine Seltenheit.
Unsere Dienstleistungen richten wir am Bedarf der Menschen aus. Wir bieten mit umfangreichen Öffnungszeiten in der Bibliothek eine aktuelle und übersichtlich präsentierte Medienauswahl mit analogen und digitalen Medien sowie eine zeitgemäße technische Ausstattung. Wir passen uns an veränderte Anforderungen an. Nach wie vor werden Bücher und Medien zur häuslichen Nutzung ausgeliehen, gleichzeitig hat unsere neue Bibliothek als realer Ort im digitalen Zeitalter eine bedeutende soziale und Integrationsfunktion als Lese-, Lern- und Aufenthaltsort sowie als Ort der Begegnung für Menschen aller Altersstufen aus vielen Gesellschaftsgruppen. Kommunikative und auch pädagogische Fähigkeiten der Teamangehörigen sind deshalb ebenso wichtig, wie Kenntnisse in der Bedienung der vorhandenen Technik.
Eine vielfältige Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten ergänzt durch Veranstaltungen und Aktionen wie „Heiß auf Lesen“ führt junge Nutzer an die Bibliothek und ans Lesen heran und macht die Bibliothek auch zur Einrichtung für die gesamte Familie. Das Umfeld ist ideal. Alle Schulen, Kindergärten und Betreuungseinrichtungen waren immer sehr offen für eine gute Zusammenarbeit, die „Chemie“ stimmt. Im Neubau haben die jahrzehntelang gepflegten Kooperationen nochmals eine höhere Qualität erreicht.
Welches ist Ihr Lieblingsbuch?
Ninja Benz: Als Kind habe ich „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner geliebt. Heute fällt es mir schwer, mich auf nur ein Buch oder ein Genre festzulegen. „Kalt ist der Abendhauch“ von Ingrid Noll ist mir immer noch in Erinnerung, weil es eine tolle Mischung aus tragischer Familiengeschichte, Liebesgeschichte und dunklen Geheimnissen ist, gespickt mit schwarzem Humor und Situationskomik.
Wolfgang Kelm: In meinem langen Lese-Leben gab es viele eindrucksvolle Leseerlebnisse. Drei Bücher, die dazu zählen, haben trotz ihres Alters aufgrund ihrer Qualität und Originalität in der Bibliothek bisher jede Aussonderungsaktion überstanden. 1. „Kindheitsroman“ von Gerhard Henschel: Satz für Satz taucht der Autor (geb. 1962) in seine Kinderzeit 1965 bis 1975 ein. Nicht nur für unsere Jahrgänge eine Lesefreude und viel besser als Farbfernsehen… 2. „Da schau her“ und „Ja, mei“ von Gerhard Polt. Der Fernseh- und Bühnen-Polt der 70/80ger-Jahre ist in Schriftform ein Top-Lese-Spaß. Schauns oafach amoi nei.