Die Bürgermeisterin im Gespräch mit
Knud Clasen, Beauftragter für die
klimaneutrale Kommunalverwaltung
Stellen Sie sich den Möglingern bitte kurz vor:
Mein Name ist Knud Clasen, ich bin 33 Jahre alt, komme ursprünglich aus dem flachen Schleswig-Holstein und bin seit etwas über einem Jahr bei der Gemeinde Möglingen als Koordinator für die klimaneutrale Kommunalverwaltung mit 50% angestellt. Der Kern meiner Aufgabe betrifft also die kommunalen Gebäude, unsere Infrastruktur und die kommunale Mobilität.
Was ist das Ziel ihrer Arbeit als Klimaschutzbeauftragter?
Ziel meiner Arbeit ist die Entwicklung und Abstimmung eines zielkonformen Treibhausgasreduktionsfahrplanes, sodass die kommunalen Gebäude bis 2040 weitestgehend emissionsfrei mit Energie versorgt werden. Neben der Wärmeversorgung geht es um die Umstellung der Straßenbeleuchtung und der Beleuchtung in kommunalen Gebäuden auf LED und der Umstellung des Fuhrparks. Gleichzeitig muss mit dem Ziel der Treibhausgasneutralität der Energieverbrauch drastisch gesenkt werden.
Wie weit sind Sie mit Ihrer Arbeit schon gekommen? Was sind die nächsten Schritte?
Nun, wir stehen immer noch am Anfang eines Projektes, dass es so vorher noch nicht gegeben hat. Treibhausgasneutralität in 17 Jahren zu erreichen ist eine Mammutaufgabe, vor der nicht nur Möglingen, sondern ganz Deutschland steht. Wo stehen wir? Mit der kommunalen Wärmeplanung wird ein Wärmeplan erstellt, welcher Möglingen eine Möglichkeit für die Wärmewende aufzeigt. Dieser wird voraussichtlich im Herbst fertig gestellt. Im Rahmen der Solaroffensive der Ludwigsburger Energieagentur erarbeiten wir einen Ausbaufahrplan für Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Dächern, in der alle Dächer der Gemeinde unter die Lupe genommen werden. Durch den Russlandkrieg haben wir leider erfahren, wie sehr wir von anderen Ländern in der Energieversorgung abhängen. Die steigenden Energiekosten zwangen uns, Energie einzusparen. Damit haben wir aber auch Einsparpotentiale ausfindig gemacht und einen ersten Eindruck bekommen, was für Einsparungen denkbar sind.
Dieses Jahr werden wir vorrangig bestehende Wärmeerzeugungsanlagen überprüfen und optimieren und hydraulische Abgleiche vorbereiten. Damit leisten wir einen entscheidenden technischen Teil, um Energien einzusparen. Gleichzeitig erarbeiten wir ein Konzept, in dem die Umstellung der gesamten Straßenbeleuchtung auf LED dargestellt wird. Dazu kommen statische Prüfungen ausgewählter Dächer, um zu wissen, wie groß die Photovoltaikanlage auf den Dächern sein können und welche Anlage für welches Gebäude am besten ist.
Vor welchen Herausforderungen steht ihre Arbeit?
Herausfordernd ist in erster Linie der Pioniereffekt. Das hier hat bisher keiner gemacht. Daher kann man schwer nach Rat fragen oder bereits bekannte Wege gehen. Aber genau da ist auch der Reiz dieser Aufgabe. Es sind ja nicht nur technische oder finanzielle Fragen, sondern ganz schnell auch soziale oder idealistische. Es ist sehr komplex, was die Aufgabe wirklich nicht leichter macht.
Was kann der Bürger in seinem privaten Umfeld zur Energiewende beitragen?
Die Heizungsanlage erneuern, eine Wärmepumpe einbauen, eine PV-Anlage aufs Dach sind effektiv, aber nicht für jeden bezahlbar. Dennoch können alle was dazu beitragen. Es fängt bei den Klassikern an, Licht aus, Fernseher aus, etc. Richtig lüften, richtig heizen. Energieeffiziente Geräte kaufen, aber vor allem überlegen, ob man das wirklich kaufen muss. Nicht zu konsumieren bleibt der nachhaltigste Weg, auch wenn es in unserer Konsumgesellschaft nahezu unmöglich ist.
Was wünschen Sie sich?
Mehr Zeit für die anstehenden Arbeiten. Das ist mit einer 50%- Stelle kaum zu schaffen.